Implantation künstlicher Netzhaut

 
Die Jules Gonin Augenklinik, Abteilung Ophthalmologie, Universität Lausanne, und Second Sight Medical Products, Inc., weltweiter Führer in visuellen Prothesen für Blinde, geben bekannt, dass die erste kommerzielle Implantation von Argus® II ("Argus II") Netzhaut-Prothesen-System in der Schweiz erfolgreich am Donnerstag, 30. Oktober 2014 in Lausanne durchgeführt wurde. Die Prothese wurde implantiert von Professor Thomas J. Wolfensberger, in einen Patienten, der in Folge einer Retinitis pigmentosa erblindete.  
 
Das Netzhaut-Prothesen-System Argus II, das "bionische Auge" oder "künstliche Netzhaut" als welches es auch bekannt ist, ist das Ergebnis einer zwanzigjährigen Forschung und Entwicklung, mit dem Ziel, dass Blinde wieder sehen können. Es handelt sich um das erste und einzige Implantat, das darauf abzielt Personen, welche an einer Degeneration der Netzhaut leiden, die Sehkraft zurückzugeben, und welches in Europa und den Vereinigten Staaten die Erlaubnis erhielt, auf den Markt gebracht zu werden. Heute benutzen weltweit 90 Personen dieses Implantat. Es gibt so schon mehr als 7 Jahre klinische Erfahrung für die ersten Patienten, die von dieser revolutionären Behandlung profitieren durften.
 
"Ich bin sehr erfreut über diese erste Implantation in der Jules Gonin Augenklinik " sagt Prof. Thomas J. Wolfensberger. "Es ist für uns sehr zufriedenstellend, dass die Medizin nun eine konkrete Lösung dafür bieten kann, dass vorher blinde Personen eine im täglichen Leben nützliche Sehkraft zurückerhalten, eine gewisse Autonomie erhalten und ihre Lebensqualität verbessern können. Diese Behandlung richtet sich an Blinde, deren restliche Sehkraft auf Grund degenerativer Krankheiten, wie zum Beispiel Retinitis pigmentosa, sehr vermindert ist, die aber motiviert sind, eine Monate dauernde visuelle Rehabilitation in Kauf zu nehmen »  
 
Prof. Wolfensberger hebt hervor, dass die chirurgische Operation ohne Probleme verlief und der Patient sich sehr gut erholt. Die Aktivierung der Prothese  wurde am 26. November begonnen und das System Argus II wird allmählich auf den Patienten abgestimmt programmiert. Er wird es in ein paar Wochen unabhängig gebrauchen können und wird den Prozess der visuellen Rehabilitation gemeinsam mit den Spezialisten für schwaches Sehvermögen der Second Sight und dem Dienst für Rehabilitation von schwachem Sehvermögen der Augenklinik in Angriff nehmen.  
 
Argus II ist eine biomedizinische Vorrichtung der zweiten Generation, entwickelt von der Gesellschaft Second Sight für Blinde, die an degenerativen Krankheiten der externen Netzhaut leiden, wie zum Beispiel Retinitis pigmentosa. Eine winzige Kamera in der Brille nimmt die Bilder auf, sendet diese dann an einen kleinen vom Patienten getragenen Computer. Dieser verarbeitet die Signale und sendet sie über eine drahtlose Verbindung ans  Implantat weiter. Diese Signale werden an eine Elektrodenmatrix an der Oberfläche der Retina gesendet, von der kleine elektrische Impulse ausgehen. Diese Impulse umgehen die geschädigten Fotorezeptoren und stimulieren die verbleibenden Retinazellen. Durch den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet, erzeugen diese Informationen eine Wahrnehmung von Lichtmustern. Der Patient muss dann lernen, diese Muster zu interpretieren, um ein gewisses Sehvermögen zurückzuerhalten. Das System wurde im Rahmen einer internationalen klinischen multizentrischen Untersuchung getestet, welche 2007 begonnen hat und an der in Europa sechzehn Patienten teilgenommen haben, davon zwei Schweizer.  
 
Gregoire Cosendai, PhD, Vizepräsident der europäischen Filiale von Second Sight, fügt hinzu: "Wir sind besonders glücklich über diese Schweizer Premiere an der Lausanner Augenklinik, mit der wir seit einigen Jahren zusammenarbeiten. Nach der Genehmigung durch die FDA (US Food and Drug Administration) in den Vereinigten Staaten und der Erlaubnis  auch auf den Europäischen Markt zu kommen, ist diese Etappe für das Unternehmen und den Bereich der Sehkraft-Wiederherstellung entscheidend. Noch bedeutender ist sie aber für die Patienten, die heute über eine Möglichkeit verfügen, eine Behandlung zu wählen". Gregoire Cosendai präzisiert, dass das System Argus II zur Zeit in  mehreren  europäischen Ländern erhältlich ist und zurückerstattet wird (vor allen in Deutschland, Frankreich und Italien) und dass Second Sight aktiv daran arbeitet, in Europa mehrere hervorragende Zentren auf die Beine zu stellen.
 
Die Operation wurde ermöglicht durch die Unterstützung von privaten Geldgebern sowie der Stiftung Asile des aveugles der Lausanner Augenklinik. Diese hofft nun, dass die erste Operation in der Schweiz eine erste
Etappe ist, welche dazu führen soll, dass alle für dieses Produkt in Frage kommenden Blinden auch davon profitieren können.
 Das System wird tatsächlich seit 2011 von Deutschen Krankenkassen in 7 Spitälern übernommen. In diesem Sommer hat zudem das französische Gesundheitsministerium der Netzhaut-Prothese Argus II den ersten "Forfait Innovation" verliehen, ein Mechanismus, der es erlaubt, dass vorrangige medizinische Technologien mit Neuerungs-Status von Sozialversicherungen übernommen werden.   
 
Jules Gonin Augenklinik
Die ophtalmologische Abteilung der Universität Lausanne, die Jules-Gonin Augenklinik, verfügt über ein berühmtes klinisches Fachwissen, unterstützt durch hervorragende Forschung. So ist sie ein auf internationaler Ebene anerkanntes Referenz-Zentrum für ophtalmologische Spezialitäten. Mit der Stiftung Asile des aveugles vereint, sind 600 Mitarbeiter, die sich täglich ifür das Sehen der Patienten einsetzen.
 
Second Sight
Second Sight ist eine 1998 in der Nähe von Los Angeles, Kalifornien, gegründete Gesellschaft, deren europäischer Hauptsitz sich seit 2006 im Quartier de l'Innovation der EPFL befindet. Second Sight ist weltweit führend, was die Wiederherstellung der Sehkraft von Blinden angeht. Es ist die Mission von Second Sight, Lösungen dafür zu entwickeln, herzustellen und auf den Markt zu bringen, dass blinde Personen eine gewisse  funktionelle Sehkraft zurückerhalten und so ihre Lebensqualität verbessern können. Argus II ist immer noch im Begriff entwickelt und verbessert zu werden, damit der Nutzen des Systems noch erhöht werden kann. Andere Neuerungen, ähnlich wie Argus II, sind in Entwicklung, damit andere Arten von Blindheit auch behandelt werden können.